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Erschienen am 10.08.2023:

„Wenn wir es geschafft haben, dann schafft Ihr es auch!“

„InteGREATer*innen“ stärken junge Menschen mit Migrationsbiografie

Bildrechte: InteGREATer e.V.

Im gemeinnützigen Verein InteGREATer e.V. engagieren sich junge Menschen mit Migrationsbiografie, um mit ihrem persönlichen Bildungsweg Schüler*innen zu inspirieren und zu empowern. Sie erzählen ihnen und ihren Eltern in Schulen und außerschulischen Bildungsinstitutionen ihre eigene Erfolgsgeschichte und zeigen auf, wie sie Potenziale nutzen und Hindernisse überwinden können. Damit dienen sie nicht nur als Vorbilder, sondern setzen sich auch für mehr Bildungsgerechtigkeit ein.


Ümmühan Çiftçi wuchs als Kind türkischer Eltern in Kassel auf. Obwohl sie am Ende der Grundschulzeit gute Noten vorweisen konnte, bekam sie keine Gymnasialempfehlung. Mit ihrem starken Willen schaffte sie es trotzdem aufs Gymnasium und legte ein hervorragendes Abitur ab. Diese Erfahrung veranlasste sie dazu, 2010 gemeinsam mit dem Unternehmer und ihrem Mentor Jochen Sauerborn in Frankfurt am Main den gemeinnützigen Verein InteGREATer e.V. ins Leben zu rufen. Ihr Ziel war es, Erfolgsgeschichten von Menschen mit Migrationsbiografie bekannt zu machen. Damit wollen sie junge Menschen motivieren, selbst erfolgreich ihren Weg zu gehen und der Öffentlichkeit zeigen, dass Vielfalt die Gesellschaft nicht schwächt, sondern stärkt. Noch immer stehen viele Schüler*innen mit Migrationsbiografie vor großen Hürden, ihre Eltern sind oft nur wenig mit dem deutschen Bildungssystem vertraut und nicht alle können ihre Kinder unterstützen. Außerdem gibt es in den Schulen meist wenig Unterstützung oder Lehrkräfte, mit denen sich Schüler*innen identifizieren können. Der Verein InteGREATer e.V. will Jugendlichen Mut machen, ihre Potenziale zu entfalten, ihre Träume zu verfolgen und trotz der Herausforderungen einen erfolgreichen Bildungsweg zu gehen.

Der Verein InteGREATer e.V.
Mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration begann InteGREATer e.V. im Jahr 2010 seine Aktivitäten in Frankfurt. Seitdem ist der Verein bundesweit gewachsen und mittlerweile an ca. 12 Standorten aktiv - darunter sind die Städte Aachen, Berlin, Bonn, Hamburg, München und Köln - mit rund 300 Ehrenamtlichen mit Migrationsgeschichte aus etwa 50 verschiedenen Herkunftsländern vertreten, weitere Standorte befinden sich im Aufbau. InteGREATer e.V. wird außerdem von rund 40 Fördermitgliedern finanziell und ideell unterstützt. Gemeinsam treten sie für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein.

InteGREATer e.V. nimmt Bildungsgerechtigkeit persönlich
Im Mittelpunkt der Aktivitäten des Vereins steht das Engagement junger Menschen mit Migrationsbiografie - sogenannter InteGREATer*innen - in kostenfreien Workshops, die sie an Schulen, Elternabenden und außerschulischen Lernorten durchführen. Dort erzählen sie Schüler*innen sowie deren Eltern ihre persönlichen Bildungsgeschichten und geben Tipps zum Umgang mit dem deutschen Schulsystem. Sie wollen die Schüler*innen und ihre Familien unterstützen: „Jugendliche brauchen starke Vorbilder, mit denen sie sich identifizieren können“, sind sie überzeugt. Die InteGREATer*innen sind in der Regel zwischen 18 und 32 Jahre alt, studieren, machen eine Ausbildung oder stehen bereits im Beruf. Auf ehrenamtlicher Basis geben sie ihre Erfahrungen weiter, motivieren, sensibilisieren und informieren hinsichtlich familiärer, persönlicher sowie beruflicher Frage- und Problemstellungen. Sie erläutern anhand ihrer eigenen Biografien, welche Schwierigkeiten und Hindernisse es im Laufe der Schullaufbahn geben kann, wie sie sie selbst bewältigt haben und was sie dazu ermutigt hat, nicht aufzugeben. Sie berichten von ihren kleinen und großen Bildungserfolgen, motivieren die Schüler*innen dazu, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre Potenziale auszuschöpfen und stellen ihnen in Aussicht: „Wenn wir es geschafft haben, dann schafft Ihr es auch!“ Den Eltern vermitteln sie, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse und die Bildung ihrer Kinder ernst zu nehmen, klären sie über das deutsche Schulsystem auf, geben ihnen hilfreiche Tipps und nützliche Hinweise.

Bundesweite Workshops
Bevor die InteGREATer*innen in den bundesweiten Workshops tätig werden, erhalten sie eine professionelle Schulung, in der sie lernen, über ihre eigene Geschichte zielorientiert und verständlich zu berichten, Schüler*innen auf ihre Potenziale sowie Handlungsmöglichkeiten hinzuweisen und ihnen konkrete Methoden und Techniken zur schrittweisen Verfolgung ihrer Ziele an die Hand zu geben. In über 500 Veranstaltungen, Diskussionen und Vorträgen konnten die InteGREATer*innen Jugendliche in kleinen Teams mit ihren persönlichen Bildungsgeschichten bereits inspirieren. Insgesamt haben sie über 3.000 Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte erreicht. Für diesen Einsatz hat das Projekt von Anfang an zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. So gewann es u.a. 2011 im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ den 2. Platz, wurde 2013 im Wettbewerb „Deutschland - Land der Ideen“ ausgezeichnet, erhielt 2014 den Hessischen Integrationspreis, 2017 den Frankfurter Integrationspreis und Ümmühan Çiftçi gehörte 2020 zu den zehn Finalist*innen des Nationalen Integrationspreises.

Unterstützung der Deutschlandstiftung Integration (DSI)
Seit Ende 2020 arbeitet InteGREATer e.V. unter dem Dach der Deutschlandstiftung Integration gGmbH (DSI). Die ideelle Unterstützung der Deutschlandstiftung Integration unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz signalisiert den großen gesellschaftlichen Stellenwert, den das Engagement der InteGREATer*innen inzwischen eingenommen hat. Beide Organisationen teilen sich ein Büro am Standort Berlin und wollen gesellschaftliche Vielfalt und Bildungsgerechtigkeit in Deutschland in Zukunft gemeinsam stärken. Dabei wirkt sich das Empowerment nicht nur positiv auf die jugendliche Zielgruppe und deren Eltern aus, sondern stärkt und unterstützt auch die (berufliche) Entwicklung der InteGREATer*innen selbst: Der Verein ist für sie eine Community von Gleichgesinnten, die sich gegenseitig inspirieren, stärken und empfehlen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 10.08.2023
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