Suche

Gebärdensprache DGS-Button Leichte Sprache LS-Button
Erweiterte Suche

Ariadne Pfad:

Inhalt

Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 27.04.2023:

„Es ist wichtig, an seine eigenen Stärken und Fähigkeiten zu glauben.“

Junge Frauen sind vom „Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag“ begeistert
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Girls'Day

Am 27. April 2023 findet der „Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag“ statt. An diesem bundesweiten Berufsorientierungstag können Mädchen in Berufe hineinschnuppern, die sonst eher von Jungen bevorzugt werden, und in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. In Laboren, Büros und Werkstätten erleben sie v.a. viele MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und können ihre Fähigkeiten und Interessen testen.


Junge Frauen in Deutschland verfügen über eine sehr gute Schulbildung. Trotzdem wählt mehr als die Hälfte von ihnen aus nur zehn von mehr als 330 Ausbildungsberufen im dualen System, darunter ist kein einziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf. Auch in MINT-Studiengängen, wie z.B. in Ingenieurswissenschaften oder Informatik, sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Junge Frauen schöpfen ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus, während den Betrieben gerade in technischen und techniknahen Bereichen qualifizierter Nachwuchs fehlt.

Der Girls'Day
Der „Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag“ ist ein wichtiger Beitrag zur Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs. Der bundesweite Orientierungstag zur Berufs- und Studienorientierung von Mädchen, der jedes Jahr am letzten Donnerstag im April stattfindet, wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Viele Verbände, Organisationen und Unternehmen unterstützen das bundesweite Projekt. Am Girls'Day lernen Mädchen Berufe und Studienfächer kennen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt, z. B. in den Bereichen IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik. Die Teilnehmerinnen erleben in Laboren, Büros und Werkstätten, wie spannend die Arbeit dort ist. Sie gewinnen Einblicke in den Alltag der Betriebe, erproben ihre Fähigkeiten, erhalten Antworten auf ihre Fragen und knüpfen Kontakte. Dabei begegnen sie auch weiblichen Vorbildern in Führungspositionen wie Isabelle Penka, Human Resources Professional bei Atlas Copco IAS. Sie beteiligt sich am Girls'Day, um junge Mädchen dazu zu motivieren, ihren Interessen nachzugehen und ihren Traumberuf Wirklichkeit werden zu lassen, unabhängig davon, was andere darüber denken. Auch Sarah Schmitt, HR Business Partner bei der fka GmbH, betont: „Wir möchten jungen Frauen die Möglichkeit geben, ihre vollen beruflichen Möglichkeiten auszuschöpfen. Oftmals kennen sie viele Berufsfelder nicht und orientieren sich an der Berufswahl anderer Frauen aus ihrem Umfeld. Wir möchten mit dem Girls'Day erreichen, dass junge Mädchen Einblicke in die Praxis des Ingenieursberufes erhalten, den sie vorher vielleicht noch nicht im Fokus hatten.“ Sie unterstreicht, wie wichtig es ist, offen für Neues zu sein und an seine eigenen Stärken und Fähigkeiten zu glauben. Junge Mädchen sollen ihren Interessen nachgehen und sich nicht durch gesellschaftliche und strukturelle Faktoren bei der Berufswahl einschränken lassen.

Über den Girls'Day den Traumberuf finden

Seit dem Start der Aktion im Jahr 2001 haben insgesamt mehr als 2,1 Millionen Mädchen an etwa 160.000 Girls'Day-Angeboten teilgenommen. Allein 2022 gab es 7.876 Angebote mit 91.672 Plätzen für Mädchen. Vanessa zum Beispiel erhielt über den Girls'Day Gelegenheit, den Beruf und Tagesablauf einer Schornsteinfegerin mitzuerleben. Dazu zählt das Messen von Heizungsanlagen, das Reinigen von Schornsteinen und Beraten von Kunden. Sie durfte unter Anleitung leichtere Aufgaben selbst übernehmen und konnte sich einen Überblick über die verschiedenen Handlungsfelder einer Schornsteinfegerin verschaffen. „Meiner Meinung nach bietet der Beruf die perfekte Mischung aus kundenorientierten sowie technischen und handwerklichen Tätigkeiten“, schwärmt sie. Sie wünscht sich, dass mehr Mädchen und junge Frauen die Chance ergreifen, am Girls'Day teilzunehmen. „Denn es macht einen großen Unterschied, ob man sich nur über einen Beruf theoretisch informiert hat oder ob man einen Beruf einen Tag in der Praxis selbst ausübt und erlebt“, ist sie sicher.

Auch Sarah ist über den Girls'Day an ihren Traumberuf gekommen. Sie studiert Elektro- und Informationstechnik und macht gleichzeitig eine Ausbildung als Elektronikerin für Betriebstechnik. Die Idee Ingenieurin zu werden, hatte sie schon früh. Sie findet diesen Beruf besonders abwechslungsreich, da man nicht nur im Büro arbeitet, sondern auch viel auf Baustellen unterwegs ist. „Der Girls'Day gibt jungen Frauen die Möglichkeit, in naturwissenschaftliche Berufe reinzuschnuppern. Der Aktionstag sollte mehr und mehr an allen Schulen gefördert werden“, meint sie. Sarah ist auch der Überzeugung, dass Unternehmen direkt in die Schulen gehen sollten. Sie weiß, dass viele junge Leute sich erst kurz vor dem Ende ihrer Schulzeit Gedanken über ihre Zukunft machen. Unternehmen könnten vor Ort frühzeitig das Interesse der Schüler*innen wecken.

Girls'Day als fester Bestandteil des Schulprogramms

Lehrkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Berufsorientierung der Mädchen. Sie kennen die Stärken und Begabungen der Schülerinnen und können sie auf ihrem Entscheidungsweg begleiten. Besonders effektiv ist Berufsorientierung dann, wenn sie als gemeinsame Aufgabe von Schulen, Eltern, Betrieben und anderen bildungspolitischen Akteur*innen verstanden und in der Schule vor- und nachbereitet wird. An der Theodor-Heuss-Schule Bielefeld beispielsweise sind Girls'Day und Boys'Day fest im Schulprogramm verankert. Die Schule kooperiert mit regionalen Unternehmen, die Plätze für die Schüler*innen bereitstellen. Alle Schüler*innen der Klassen 6 und 8 nehmen verpflichtend teil, auf Wunsch können sich auch weitere Schüler*innen freistellen lassen. Am Girls'Day und Boys'Day werden einzelne Schüler*innen an ihrem Praktikumsplatz besucht. Die Vor- und Nachbereitung findet im Politikunterricht statt. Außerdem müssen alle Teilnehmer*innen abschließend einen Bericht über ihre Erlebnisse verfassen, der auf der Schul-Website veröffentlicht wird. Auch Eltern unterstützen entscheidend bei der Berufswahl ihrer Kinder. Doch eine Befragung, die in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster um die Aktionstage Girls'Day und Boys'Day 2022 geführt wurde, zeigt, dass sich Eltern - selbst bei gleichen Schulleistungen - technische Berufe, IT und Informatik für ihre Töchter nicht so gut vorstellen können wie für ihre Söhne. „Wenn wir es gemeinsam schaffen, mit stereotypen Rollenvorstellungen zu brechen, haben wir schon viel gewonnen“, ist Tabea Schroer, Leiterin der Bundeskoordinierungsstellen Girls'Day und Boys'Day, überzeugt.

Der Girls'Day wirkt
Die Girls'Day-Wirkungsstudie 2022, für die mehr als 5.000 Schülerinnen ab elf Jahren vor und nach ihrer Teilnahme am Aktionstag 2022 befragt wurden, zeigt, dass die Begeisterung der Mädchen für den Orientierungstag mit 94 Prozent sehr hoch ist. Durch den Girls'Day gewinnen technische und IT-Berufe genauso wie Handwerksberufe bei ihnen an Attraktivität. Nach dem Orientierungstag können sich mehr Teilnehmerinnen vorstellen, einen Beruf, eine Ausbildung oder ein Studium in diesen Bereichen zu ergreifen. 70 Prozent der Mädchen, die am Girls'Day teilgenommen haben, sagen nachher, dass sie diese Berufe interessant finden. 42 Prozent der Schülerinnen haben sogar Lust, später in dem Unternehmen zu arbeiten, das sie am Girls'Day kennengelernt haben. Die Mädchen, die nach dem Aktionstag noch unentschlossen sind, könnten durch Unternehmen und Institutionen, die auf sie zugehen, gewonnen werden.


Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 27.04.2023
© Innovationsportal

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag. Dieser Beitrag wurde bisher nicht kommentiert.

 Weitere Beiträge nach Innovationsgebieten (Archiv).

Die Übernahme von Artikeln und Interviews - auch auszugsweise und/oder bei Nennung der Quelle - ist nur nach Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation erlaubt.

Die Redaktion des Online-Magazins Bildung + Innovation arbeitet journalistisch frei und unabhängig. Die veröffentlichten Beiträge bilden u. a. auch interessante Einzelmeinungen zum Bildungsgeschehen ab; die darin zum Ausdruck gebrachte Meinung entspricht nicht notwendig der Meinung der Redaktion oder des DIPF.

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)

Teile diese Seite: