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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 16.08.2018:

„Wir wollen die Ansprechpartner in einen Dialog miteinander bringen.“

Bundesweites Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ gegründet
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Martin Nanzig

Die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) hat das neue Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ ins Leben gerufen. Am 11. Juni 2018 trafen sich in Berlin fast 60 Organisationen, um das Gründungsdokument zu unterschreiben. Alle zivilgesellschaftlichen Akteure der Demokratiebildung sind dazu aufgerufen, sich dem Bündnis anzuschließen. Die Online-Redaktion von „Bildung + Innovation“ sprach mit Projektleiter Martin Nanzig über die Ziele des Bündnisses.

Online-Redaktion: Wie kam es zur Gründung des Bündnisses „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“?

Nanzig: Die Grundidee ist im Kreis der Vorständler der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe) im Jahr 2015 entstanden, als wir festgestellt haben, dass es bundesweit noch viele so genannte weiße Flecken gibt, was gelingende Demokratiebildung angeht. Es gibt zwar viele Akteure, die gute Arbeit leisten, aber es mangelt an einer Übersicht ihrer Aktivitäten und oft sind die Kooperationen nicht zufriedenstellend. Wir wollen mit dem Bündnis auf dem Vorgängerprogramm „Demokratie erleben“, bei dem die DeGeDe Partnerin war und eine koordinierende Rolle hatte, aufbauen und etwas Längerfristiges installieren.

Online-Redaktion: Sie versuchen, möglichst viele Partner mit ins Boot zu holen. Welche Partner hat das Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ bereits gewonnen?

Nanzig: Wir haben schon sehr früh mit dem „Makista e.V. Bildung für Kinderrechte und Demokratie“ und auch mit der Bertelsmann Stiftung Gespräche geführt, weil uns klar war, dass wir ein Vorhaben dieser Größenordnung nicht alleine stemmen können und strategische, starke Partner brauchen. Außerdem wollten wir das Thema Demokratiebildung, Bildung für eine demokratische Gesellschaft von vorneherein mit dem Thema Kinder- und Menschenrechtebildung verknüpfen.

Am 11. Juni haben wir das Bündnis auf einer feierlichen Veranstaltung im Sitz der Bertelsmann Stiftung in Berlin fest begründet, dieses Gründungsdokument haben 60 Organisationen unterzeichnet. Hinzu kommen noch einmal rund 40 Organisationen, die den Bündnisaufruf unterschrieben haben, aber noch nicht das Gründungsdokument, so dass uns rund 100 Organisationen unterstützen. Dazu zählen große Bildungsstiftungen, wie die Bertelsmann Stiftung, die Stiftung Mercator und die Körber Stiftung, große Nichtregierungsorganisationen wie Unicef Deutschland oder die National Coalition Deutschland zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, aber auch viele Programme, die schon länger aktiv sind und viel Erfahrung mitbringen, wie „Lernen durch Engagement“ oder „Dialog macht Schule“. Auch viele kleine Initiativen sind dabei oder Städte, wie die Stadt Hanau. Ganz spontan hat sich der Zentralrat der Muslime auf der Gründungsveranstaltung angeschlossen. Es ist also jetzt schon ein breites Bündnis.

Online-Redaktion: Welche Ziele verfolgen Sie?

Nanzig: Ein ganz wichtiges Element ist die Verknüpfung verwandter Themenfelder. Bei „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ denkt man natürlich an Demokratiebildung, vielleicht auch an Kinder- und Menschenrechtebildung, aber nicht unbedingt an Bildung für nachhaltige Entwicklung oder kulturelle Bildung. Wir wollen diese Themenfelder miteinander verknüpfen. Das ist bisher einzigartig in Deutschland. Dann wollen wir mehr fachlichen Austausch, mehr Kooperation der Akteure in diesem Bereich und letzten Endes auch mehr Wirkung erreichen. Als einzelne Organisation oder als einzelnes Programm kann man nur bedingt gesellschaftliche Veränderungen anstoßen, das schafft man nur in größeren Verbünden. Unser Hauptziel ist, dass jedes Kind, jeder Jugendliche in Deutschland einen Zugang zur Demokratiebildung erhält, denn das ist leider längst nicht gegeben. Das Thema Demokratie ist zwar in aller Munde, aber die Frage, wie man es konkret unterstützen und über Bildung sicherstellen kann, fehlt noch im gesellschaftlichen Diskurs. Viele Schulgesetzgebungen haben das zwar in ihrer Agenda verankert, aber es kommt noch zu wenig in den Bildungseinrichtungen an. Es ist eher vom Zufall abhängig, ob ein Kind in einer Einrichtung Demokratiebildung erfährt. Ich vermute, es gibt Kinder, die bis zum Schulabschluss keine entsprechenden Angebote erlebt haben, dabei sollten eigentlich alle jungen Menschen entlang ihrer kompletten Bildungsbiographie die Möglichkeit erhalten, sich weiterzuentwickeln. Hier fehlt es an Unterstützung. Diese Lücke wollen wir schließen.

Online-Redaktion: Wie wollen Sie die Bildungseinrichtungen stärken? Wie wollen Sie die Demokratiepädagogik in den Bildungseinrichtungen einführen bzw. ausbauen?

Nanzig: Wir haben ja jetzt schon viele Partner, viele Programme im Bündnis, die eine tolle Arbeit leisten. Es ist unser Ziel, dafür zu sorgen, dass diese und weitere Angebote an möglichst allen Bildungseinrichtungen ankommen. Es hat nicht nur bildungspolitische Gründe, warum das bisher nicht passiert ist, sondern auch finanzielle, es ist also auch unser Ziel, Mittel einzuwerben. Zum anderen wollen wir Unterstützungsmöglichkeiten in Form von Fortbildungen und Qualifizierungen von Pädagog/inn/en und Erzieher/inn/en anbieten. Auch hier gibt es schon viele gute Ansätze. Diese Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote wollen wir flächendeckend ausbauen und mit Unterstützungsangeboten für die Einrichtungen verknüpfen. Demokratiepädagogik in Bildungseinrichtungen sollte immer an einen demokratiepädagogischen Entwicklungsprozess in der Einrichtung gekoppelt sein, indem man zeitgleich zu den Fortbildungen mit den Steuerungsgruppen in der Schule oder den Kitaleitungen arbeitet, nur so kann der Prozess der Qualifizierung auch einhergehen mit einer Schul- und Organisationsentwicklung. Auch hier gibt es bereits gute Möglichkeiten in Form von Begleitung, Beratung und Unterstützung.

Online-Redaktion: Es gibt schon eine Vielzahl guter Angebote zur Demokratiebildung. Wie finden die Bildungseinrichtungen die richtige?

Nanzig: Ja, es ist wirklich häufig so, dass die Schulen oder Bildungseinrichtungen regelrecht überfordert damit sind, sich einen Überblick zu verschaffen. Es gibt keinen Katalog, keine Landkarte, die die Angebote beschreibt. Auch das ist ein konkretes Vorhaben, das wir noch dieses Jahr angehen. Wir wollen ein Mapping erstellen und dieses an konkrete Kriterien koppeln, so dass die Kita- und Schulleitungen die Möglichkeit haben, das für sich passende Angebot herauszusuchen. Wir freuen uns, dass wir für dieses Projekt bereits eine Förderzusage erhalten haben. Unser Ziel ist, auch mit den Bildungsministerien der einzelnen Länder zu sprechen, damit demokratiebildende Programme, die bisher nur in bestimmten Bundesländern angeboten werden, möglichst flächendeckend ausgebaut werden, so dass jede Einrichtung bundesweit auf alle Projekte und Programme zugreifen kann.

Online-Redaktion:
Wie arbeiten die Partner im Bündnis zusammen, um bundesweit flächendeckend alle Bildungseinrichtungen zu erreichen?

Nanzig: Die Hauptaufgabe des Bündnisses besteht darin, Vernetzungsarbeit und Kooperation zu leisten. Das versuchen wir gezielt anzusteuern und auszubauen. Wir wollen die Ansprechpartner in einen Dialog miteinander bringen, indem wir Anlässe zum Austausch bieten, wie die Bündnisgründung am 11. Juni oder die erste Entwicklungskonferenz, das war eine größere Veranstaltung, bei der alle Bündnispartner und Experten zusammengekommen sind. Es wird im Herbst 2018 eine zweite Entwicklungskonferenz geben. Darüber hinaus gibt es Arbeitsgruppen, in denen an bestimmten Themen gearbeitet wird. Auch wird unsere Website ergänzt und erweitert, über die man in Foren mit anderen in Kontakt treten und sich austauschen kann und über die man Informationen bekommt. Und für den Winter haben wir unser erstes Kamingespräch geplant, eine bildungspolitische Runde, bei der wir Vertreter aus der Bildungspolitik, Stiftungsvertreter und Bündnispartner zusammenbringen.


Martin Nanzig, Diplom-Psychologe, Geschäftsführender Vorstand und Leiter des Bereichs Partner & Programme bei der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V., zuständig für die Entwicklung des „Bündnis Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ und Koordinator für das Programm „OPENION - Bildung für eine starke Demokratie“ bei der DeGeDe.
Schwerpunktthemen: Pädagogische Aus- und Fortbildung, Schulentwicklung, Kooperation und Vernetzung.





Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 16.08.2018
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